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Nachkriegszeit

Nachkriegszeit (1946-1971)

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des »Dritten Reiches« versuchte Wilhelm Klingelhöffer die Loge zu reaktivieren. Die amerikanische Armee, zu deren Besatzungszone Darmstadt gehörte, zeigte ihm am Anfang die kalte Schulter. Es ist dem unermüdlichen Bemühen von Walter Over zu verdanken, dass am 17.11.1946 die Loge reaktiviert werden konnte. Ursprünglich war eine Vereinigung mit der Loge »Johannes der Evangelist zur Eintracht« geplant, bis sich weitere Voraussetzungen zur Selbständigkeit der Johannis-Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« ergeben würden. Der Wille, die eigene Loge wiederzustiften, war jedoch stärker und konnte Ende 1946 verwirklicht werden. Alle Brüder mussten ein Entnazifizierungsverfahren nachweisen, um Mitglied einer Loge werden zu können. Vor der Neustiftung kamen die ehemaligen Logenmitglieder wieder regelmäßig zusammen und hatten Beratungen, wobei Wilhelm Klingelhöffer Vorträge über die Notlage der Freimaurerei im Allgemeinen und der Darmstädter Logen im Besonderen hielt. Seine Erfahrungen als Vorsitzender Meister in der Zeit von 1934 bis 1935 waren maßgebend für die Reaktivierung. Zur Reaktivierung am 17.11.1946 waren noch elf ehemalige Logenmitglieder anwesend, ein Freimaurer einer anderen Loge und vier Brüder, die aus den Ostgebieten flüchten mussten, so dass wieder 16 Mitglieder die Johannis-Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« in Darmstadt reaktivieren konnten. Noch vor Ende 1946 ging jedoch ein Freimaurer in den ewigen Osten ein, so dass die Loge im ersten Jahr ihres Wiedererstehens noch 15 Mitglieder hatte.

Der einstimmig gewählte Vorstand setzte sich aus dem Vorsitzenden Meister Wilhelm Klingelhöffer, dem 1. Aufseher Becherer und dem 2. Aufseher Rhumbler zusammen. Die kleine Zahl an Mitgliedern machte es erforderlich, dass auch die Ämter des Sekretärs und Schatzmeisters von den beiden Aufsehern verwaltet werden mussten. Abgeordneter Logenmeister und der Redner der Loge war Schuchard und der Zeremonienmeister Over. So begann die Arbeit der Loge nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Tempel war das Atelier des Bildhauers Walter Cauer (ein Schwiegersohn von Wilhelm Klingelhöffer) hergerichtet worden. Im Tätigkeitsbericht von 1946 bis 1947 heißt es u. a.:

 

Es hat uns besonders ergriffen, dass wir unser Johannisfest in einer Werkstätte der Bildhauerkunst begehen konnten, einer Schwester der Steinmetzkunst, aus deren Bauhütten die Freimaurerei hervorgegangen ist und dass in diesem besonders feierlichen Raum ein Standbild unseres Obermeisters segnend seine Hand über unsere Handlung hielt; ein still betender Johannes der Evangelist uns zur Seite stand und ein knieender verlorener Sohn seine Buße tut. Auch dafür sind wir zu großem Dank verpflichtet!

 

Viele Freimaurer aus den umliegenden Freimaurerlogen nahmen an der Wiederstiftungsfeier teil, die Tafelloge fand noch im Keller des zerstörten Hotels »Zur Hauptpost« von Walter Over statt. Später, nach Umbenennung des Hotels zum »Darmstädter Hof«, fanden auch die Tempelarbeiten dort statt. Mühsam wurden nach und nach die Logeneinrichtungsgegenstände wieder beschafft, schwierig genug, in einer Zeit, in der alles schwierig zu beschaffen war.

Der Vorsitzende Logenmeister Wilhelm Klingelhöffer verstarb plötzlich am 30.05.1948. Sein Amt übernahm Hermann Küster bis 1954. Professor Dr. med. Hermann Küster wurde am 02.06.1879 geboren und verstarb am 20.01.1956 in Wiesbaden. Er kam aus Breslau, wo er als Professor für Frauenheilkunde an der Universität eine eigene Klinik leitete. Am 05.05.1919 wurde er in die Vereinigten Logen Breslaus aufgenommen. Am 02.06.1922 erfolgte die Aufnahme in die Andreas-Loge »Montana« und wurde am 13.02.1925 in das Kapitel »Integra« berufen. Er war Wortführender Andreasmeister in der Andreas-Loge »Montana« und 2. Kapitelarchitekt des Ordenskapitels »Integra« zu Breslau. Unter ihm wurde die Loge in Darmstadt in die Räume der Studentenverbindung »Akademisches Chor«, Riedlingerstraße 3, verlegt. Da dieses Haus durch einen Fliegerangriff am 11.09.1944 teilweise zerstört wurde, standen der Loge nur der untere Saal und ein Nebenraum zu Verfügung, welcher noch nicht ganz von den Brandschäden wiederhergestellt war. Die Brüder waren glücklich, ein neues Unterkommen gefunden zu haben.

Durch Neuaufnahmen und Annahmen von Brüdern aus den abgetrennten Teilen Deutschlands. Hermann Küster wurde Provinzialmeister der damaligen Provinzialloge Baden-Württemberg-Hessen. Er verstand es, ein besonders brüderliches Verhältnis zu den Logen in Frankfurt am Main, Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart herzustellen. So wurde wiederholt das Johannisfest gemeinsam gefeiert, mit wechselnder Hammerführung, meistens in Mannheim.

Hermann Küster verfügte über ein reiches, gut fundiertes freimaurerisches Wissen, daher waren die Logenabende und seine Ansprachen bei den Arbeiten besonders interessant, denn er verstand es meisterlich, den Brüdern den tiefen Sinn der Lehrart des Freimaurerordens zu erschließen. Am Stiftungsfest 1954 übergab er den Hammer an seinen Nachfolger Carl-Leo Külp. Dieser war von 1948 bis 1954 Abgeordneter Logenmeister. Carl-Leo Külp, Major und Kammerrat a. D., wurde am 07.11.1885 in Darmstadt geboren und verstarb am 22.12.1972 ebenda. Er wurde am 20.06.1913 in der Johannis-Freimaurerloge »Zur Pyramide« in Karlsruhe aufgenommen. In die Andreas-Loge »Corona« in Mannheim wurde er am 16.03.1922 aufgenommen und am 23.03.1957 zum Ritterkommandeur mit dem Roten Kreuz geweiht. Mit dem Ehrenband für »Verdiente Führer von Ordensabteilungen« wurde er am 23.10.1960 ausgezeichnet.

Seine starke Persönlichkeit und die Liebe und Achtung seiner Brüder brachten ihm Ämter und Ehrenämter nicht nur innerhalb der hessischen Provinz, sondern auch darüber hinaus ein. Er war Mitbegründer der Andreas-Loge »Fides immortalis« in Frankfurt am Main. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Ehrenmitgliedschaften. In den Jahren seiner Hammerführung hat Carl-Leo Külp aus dem Reichtum seiner Lebenserfahrung geschöpft und die Darmstädter Bruderschaft immer an seinem freimaurerischen Wissen teilhaben. Zudem wurde in seiner Amtszeit eine Satzung erarbeitet und die Loge wurde am 04.07.1956 in das Vereinsregister Darmstadts unter der Nummer 323 eingetragen.

Carl-Leo Külp nahm Otto Wolfskehl, geboren am 13.05.1920 in Darmstadt, gestorben am 01.02.1987 in Kassel, unter der Matrikelnummer 99 am 06.06.1958 in die Loge auf. Otto Wolfskehl, nach dessen Familie der »Wolfskehlsche Garten« in Darmstadt benannt wurde, kam in die Andreas-Loge am 09.06.1961 und wurde am 30.05.1964 in das Kapitel berufen. Er war in der Loge stellvertretender Redner, dann Redner bis er nach Kassel ging. Er wurde am 30.11.1968 als Wortführender Andreasmeister in Kassel eingesetzt. Seine freimaurerische Tätigkeit war sehr umfangreich: Großredner der Großen Landesloge, Leiter der Zirkelkorrespondenz und bis zum Schluss seines Lebens Kapitelmeister des Ordenskapitels »Coronata« in Frankfurt am Main. Der Gold- und Silberschmied, Hans Philipp aus Traisa bei Darmstadt, hat im Auftrag von Otto Wolfskehl die kubische Spendendose mit Freimaurersymbolen geschaffen. Besondere Erwähnung verdient der Umstand, dass die Loge durch die selbstlose Hilfe von Rudolf Weber, von 1960 an in die Lage versetzt wurde, einen eigenen Logenraum in seinem neuerbauten Fabrikgebäude in der Riedstraße zu erhalten. Alle Zusammenkünfte und Ritualarbeiten fanden dort bis November 1972 statt.

Nach Beendigung der Amtszeit des hochverdienten Carl-Leo Külp, übernahm Ernst Contag ab 1960 das Amt des Vorsitzenden Logenmeisters bis der »Dreifach große Baumeister der ganzen Welt« ihm am 28. April 1963 den Hammer aus der Hand nahm. Ernst Contag, Bankdirektor a. D., wurde am 23.11.1895 in Elbing/Westpreußen geboren. Er verstarb am 28.04.1963 in Darmstadt. Seine Aufnahme wurde am 21.10.1925 in der Johannis-Freimaurerloge »Zur gekrönten Unschuld« in Nordhausen vollzogen. Er kam am 19.11.1950 in die Andreas-Loge und wurde am 13.05.1952 ins Kapitel berufen. Er hatte die Ämter des 2. Aufsehers, des Abgeordneten Logenmeisters und ab dem 23.10.1960 das Amt des Vorsitzenden Logenmeisters inne. Aufgrund seiner Verdienste um den Freimaurerorden, wurde ihm das Große Ehrenzeichen der Großen Landesloge 1957 verliehen. Das Amt des Vorsitzenden Meisters übernahm nun Peter Helbig, welcher von 1963 bis 1966 zum Vorsitzenden Meister gewählt wurde.

Peter Helbig, Kaufmann, wurde am 26.08.1922 in Berlin-Karlshorst geboren. Er wurde am 01.10.1952 im Logenhaus in der Riedlingerstraße 3 in Darmstadt in die Loge aufgenommen. Seine Aufnahme in die Andreas-Loge erfolgte am 13.01.1956, und er wurde am 18.05.1958 in das Kapitel berufen. Am Johannisfest 1959 wurde er Abgeordneter Logenmeister und vom Johannisfest 1963 bis zum Stiftungsfest 1966 Vorsitzenden Meister. Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes für die Johannis-Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« und den Freimaurerorden wurde er 1965 mit dem Großen Ehrenzeichen ausgezeichnet. 1966 wurde Friedrich Finck zum Vorsitzender Meister gewählt und er versah dieses Amt bis Anfang 1973. 

Friedrich Finck, Prof. Dr. rer. nat., Chemierat und Baudirektor, wurde am 24.02.1911 in Ludwigshafen geboren und verstarb am 10.03.1985 in Darmstadt. Er wurde mit der Matrikelnummer 57 in die Loge aufgenommen, in die Andreas-Loge kam er am 20.01.1952 und in das Kapitel am 01.11.1953. Er hatte viele Ämter inne. Er war Sekretär der Loge bis 1960, er versah die Ämter des 1. und 2. Aufsehers und bekam wegen seiner Verdienste um die Loge und den Freimaurerorden am 11.11.1962 das Große Ehrenzeichen verliehen. Er war Vorsitzender Meister der Loge vom November 1966 bis Februar 1973. Am 14.03.1970 wurde er zum Ritterkommandeur mit dem Roten Kreuz geweiht.

Ein neuer Zeitabschnitt begann für die Loge. Es wurden neue Logenräume gesucht und von Karl-August Balser gefunden. In der Erbacher Str. 2 hatte sich der Druiden-Orden eine Heimstätte geschaffen und diese Räume an die Loge vermietet. In den Jahren des blühenden Wirtschaftsaufschwunges waren noch die früheren Brüder tätig und einige jüngere Interessierte konnten aufgenommen werden. Es fand jedoch durch einige Todesfälle ein Rückgang der Mitgliederzahl von 28 auf 22 statt.